Startup Life is a Rollercoaster: Die Finanzierung in der Wachstumsphase

von Werner Sammer

Der vorletzte Teil unserer Finanzierungs-Blogreihe: Wir beschäftigten uns bisher mit der Frage, wie so ein Startup-Lebenszyklus aussehen kann und welche Finanzierungsformen in der Frühphase sinnvoll sind. Doch welche finanzielle Rückendeckung sollte man in der Wachstumsphase oder Emerging-Growth-Phase haben? Wir schaffen den Überblick.

Durch die Finanzierung in der Wachstumsphase wächst dein Startup in luftige Höhen.

Orientieren wir uns wieder an der Einteilung aus dem Blogeintrag zum Startup-Lebenszyklus und gehen auf die letzten drei Abschnitte der Unternehmensentwicklung ein:

 

Die Aufbauphase (1st Stage)

1. bis 3. Jahr

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Start in den offiziellen Produktionsbeginn! Nach viel vorbereitender Tätigkeit kannst du endlich ins operative Geschäft einsteigen und dein Produkt oder deine Dienstleistung an die Frau (oder an den Mann) bringen. Festigung im Markt lautet die obersten Prämisse – nach dem Durchschreiten des Break-Event-Points (wenn Ausgaben und Einnahmen im Gleichgewicht sind) geht’s ans langfristige Wachstum.

Die Produktion und die ersten größeren Umsätze hängen am seidenen Faden, wenn Investoren oder Business Angels sich nicht ausreichend beteiligen. Hat man bereits eine Finanzierung durch sogenanntes „intelligentes Kapital“, dann kann in der Aufbauphase die nächste Finanzierungsrunde eingeläutet werden:

 

Inkubator

Einen Inkubator umschreibt man wohl am besten als Kombination aus Venture-Capital-Gesellschaft und Business Angel. Sie unterstützen Startups mit Eigenkapital und operativem Support. Inkubatoren sind quasi Brutkästen für Startup-Ideen – du erhältst eine Anschubfinanzierung, die dir in der Wachstumsphase Stütze gibt.

Genau genommen gibt es keine genaue Abgrenzung zu Acceleratoren oder Company Buildern: Die Unterschiede liegen meist in der Länge der Betreuung der Startups, der Höhe der finanziellen Beteiligung (schwankt stark) und der Infrastruktur (weniger Unterschiede). Der steirische Science Park Graz und allgemein die AplusB – Zentren in Österreich sind ausgezeichnete Inkubatoren für akademische Geschäftsideen.

 

Company Builder

Ein Company Builder ist einem Inkubator nicht unähnlich. Es gibt aber Unterschiede:

  • Dein Startup wird vollumfänglich und langfristig unterstützt.
  • Company Builder werden von klassischen Unternehmen betrieben (Inkubatoren sind alleinig zu diesem Zweck gegründet worden).
  • Sie nutzen ihre umfassenden Strukturen und Netzwerke, um Startups zu unterstützen.
  • Sie bearbeiten ein bestimmtes, eng gefasstes Segment. Beispiele: Medizintechnik, IT & Mobile, Biotech.
  • Ein Exit ist erst mittelfristig geplant.

 

Finanzierung und Beteiligungsquoten können variieren, grundsätzlich werden Startups in einem Company Builder jedoch langfristig supportet. Wie auch im Company Builder von Up to Eleven. Alles rund um die Bewerbung zum UT11-Company Builder erfährst du in den vier einfachen Schritten zum UT11-Startup.

 

Strategische Investoren

Strategische Investoren sind keine klassischen Investoren. Im Gegensatz zu Finanzinvestoren sind sie nicht nur an der Steigerung des Unternehmenswertes oder an Exits interessiert. Sie haben zwar auch Renditeziele, beteiligen sich an den Startups aber aus anderen Gründen, nämlich: Zugriff auf Technologien, Sicherung von Know-How, Zugang zu neuen Absatzmärkten.

Sie finanzieren mit ihrer Beteiligung konkrete Wachstumsvorhaben und mischen sich stärker in operative Entscheidungen ein. Um die Möglichkeit zur Einflussnahme zu haben, streben strategische Investoren oft eine Mehrheitsposition an. Für dich als Gründer bedeutet das: du solltest dir der Einflussnahme bewusst sein, bevor du dir einen strategischen Investor ins Boot holst. Stimmen Wünsche und Ziele zwischen dir und dem Investor aber überein, so steht dem Vertrag nichts im Wege.

 

Die Wachstumsphase (2nd Stage)

4. bis 6. Jahr

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Marktanteile, Marktanteile, Marktanteile! Eine aggressive Expansion steht am Plan, wenn das Startup die Wachstumsphase erreicht. Erst hier werden die richtigen Gewinne eingefahren.

Hier kommt Fremdkapital und Venture Capital richtig zum Zug. Bei den Investmentsummen handelt es sich häufig um Summen von mehreren hunderttausend bis zu einigen Millionen Euro. Im Fachjargon ist oftmals von Series A-, B- oder C-Finanzierung die Rede. Mit der aufkommenden Konkurrenz und der aggressiven Marktdurchdringung wird dieses Geld auch notwendig. Das Risiko, dieses Kapital vollständig zu verlieren, ist für Investoren jedoch relativ gering. Die Investitionen in den Auf- und Ausbau des Vertriebs, in Marketing-Aktivitäten und in die Weiterentwicklung der Produkte oder Dienstleistungen sind kein verschwendetes Geld.

 

 

Private Equity

Private Equity-Geber stellen dem Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung – sie beteiligen sich direkt am Unternehmen. Das vorhandene Kapital kann dabei von privaten oder institutionellen Quellen wie Kapitalbeteiligungsgesellschaften stammen.

Im Unterschied zu Venture Capital ist das Risiko für die Anleger jedoch geringer: die Unternehmen befinden sich bereits in einer reifen Entwicklungsphase. Dass das Kapital vollends verloren geht, wird zunehmend unwahrscheinlich. Für dich als Startup ist der Unterschied zu VC kaum zu merken.

Die Private Equity-Geber beteiligen sich nicht operativ an deinem Unternehmen – wichtig ist einzig, bei der späteren Veräußerung der Unternehmensanteile einen Profit zu erzielen. Die substanzielle Wertsteigerung steht daher im Mittelpunkt. Manche PE-Geber bereiten sich bereits auf die Börsennotierung vor.

Doch wann wird Private Equity relevant?

  • bei einer Expansion
  • bei einem Management Buy-Out/Buy-In (siehe Reifephase)
  • bei einem Spin-Off
  • bei Vorbereitungen zu einem Börsengang (siehe Reifephase)

Jedenfalls musst du schon ein millionenschweres Unternehmen besitzen, um an Private Equity zu gelangen.

 

 

Die Reifephase (3rd oder Later Stage)

Ab 6. Jahr

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In der Reifephase ist das ehemalige Startup bereits zu einem stattlichen Unternehmen herangewachsen. Vielleicht auch schon zu einem internationalen Konzern. Im Mittelpunkt steht die Fortexistenz des Unternehmens – entweder durch Umstrukturierungen, Mergers & Acquisitions (Zukäufe und Zusammenschlüsse) oder durch eine Überarbeitung der Produktpalette.

Die Formen der Finanzierung in dieser Phase sind sehr unterschiedlich: Ob Eigenkapital oder Fremdkapital durch Investoren – das entscheidet sich aufgrund der Finanzkraft des Unternehmens.

  • Erwirtschaftete Eigenmittel
  • Turn-Around-Finanzierung
  • Management Buy-Out
  • Management Buy-In
  • Bridge-Finanzierung
  • Börsengang (IPO)

 

Erwirtschaftete Eigenmittel

Als etabliertes Unternehmen sollte man ordentliche Gewinne erzielen. Wo, wenn nicht in dieser Phase, ist dieses Geld am besten angebracht? Vorausgesetzt, der Return on Investments oder ROI – Investitionsausgaben fließen zum Großteil als Einnahmen wieder herein – passt.

 

Turn-Around-Finanzierung

Ein Turn-Around ist genauso unangenehm, wie er klingt. Das Unternehmen befindet sich  in der wirtschaftlichen Krise und muss saniert werden. Einziger Ausweg ist eine Trendwende – neue Unternehmenssparten, Neuorientierung im Markt oder neue Produkte können die Trendumkehr beschwören. Dafür ist aber auch einen (Fremd-)Finanzierung notwendig: durch Beteiligungskapital oder Venture Capital.

 

Management Buy-Out

Hast du dich mit deinem Unternehmen in der Reifephase etabliert, steht sogar die Option im Raum, dir Anteile am Unternehmen wieder zurückzuholen. Beim Management Buy-Out kaufst du die Anteile von Investoren heraus. Die Folge? Du hast wieder mehr Kontrolle über die Abläufe in deiner Firma. Finanzierst du dieses Buy-Out nicht selbst, spricht man von Leveraged Buy-Out.

 

Management Buy-In

Für dich gibt es auch eine Exit-Strategie: Dein Unternehmen wird von einem externen Management übernommen. Für dich heißt das: Abschied nehmen von deinem Herzensprojekt. Denn nun ist das neue Management am Steuer des Unternehmensbootes. Einfluss auf firmeninterne Entscheidungen hast du in der Regel nicht mehr. Dafür wirst du aber meist königlich vergütet.

Finanziert wird das MBI durch den Verkauf von Unternehmensanteilen, durch Ausgabe von Wertpapieren oder durch Bankkredite.

 

Bridge-Finanzierung

Um sich Kapital für eine weitreichende Expansion zu besorgen, ist manchmal der Gang an die Börse unausweichlich. Dieser muss jedoch erst finanziert werden. Mittels einer Überbrückungsfinanzierung oder Bridge-Finanzierung sorgen Investment-Banken und Emissionsgesellschaften dafür, dass der Börsengang durch die folgenden Erträge an der Börse finanziert werden.

 

Börsengang (IPO)

Damit bist du wohl am Ziel deiner Träume angelangt! Mit dem Börsengang kannst du dich unabhängiger von Fremdkapital machen und das Eigenkapital des Unternehmens stärken. Dieser Schritt begründet das Ende des Finanzierungs-Lebenszyklus.

 

 

Mit diesem Blogeintrag hast du nun endgültig erfahren, welche Finanzierungsmittel wann am sinnvollsten sind. Doch diese Blogreihe ist noch nicht am Ende angelangt: Wie komme ich in Österreich zu Geld? – Der große Überblick zur Startup-Finanzierung wird dir einen Überblick über die Finanzierungsformen in Österreich schaffen. In Kürze hier zu lesen. Bis dahin schöne Grüße!

Hast du den ersten Artikel verpasst? Zurück zu Teil 1 geht’s hier.

 

Bild: N i c o l a (Own Work, No Change) [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)], via Flickr CC]