Von sms.at und neuen Zielen: Das Exit-Interview mit Martin Pansy

von Werner Sammer

Vor wenigen Wochen war klar: Mit sms.at wechselt Österreichs führender Anbieter von Messaging-Lösungen für Unternehmen den Eigentümer. Up to Eleven hat damit den ersten Exit aus dem Company Builder realisiert.

Doch wie kam der Deal zustande? Was wird sich bei Up to Eleven ändern? Ich habe mit CEO Martin über die Exit-Vorbereitung, Trennungsschmerz und das Zukunftspotenzial Company Builder gesprochen.

Exit-Vorbereitung, Trennungsschmerz und das Zukunftspotenzial Company Builder: Martin im Interview über den Verkauf von sms.at und websms.

Der Verkauf von sms.at an atms ist eine großartige Geschichte! Wie habt ihr euch auf diesen Exit vorbereitet?

Wir haben websms in den letzten Jahren als führenden Anbieter für B2B Messaging in Österreich etabliert und wollten auch im DACH-Raum stark zulegen. Das ist uns auf organischem Weg schon ganz gut gelungen, um jedoch wirklich in einem großen Markt wie Deutschland den Durchbruch zu schaffen, benötigt es eine noch entschlossenere Vorgehensweise, die Up to Eleven als Eigentümer aufgrund unserer anderen Projekte nicht ausreichend bieten kann.

Genau mit dieser Story haben wir uns auf den Weg gemacht und uns nahestehende mögliche Käufer befragt. Dazu wurden alle Infos über websms in ein Pitchdeck verpackt und ein Infopaket für Interessenten zusammengestellt. Wenn beidseits Einigung über eine Bewertungsspanne getroffen wird, geht man dann in einen Due Diligence-Prozess. Je nachdem wie groß und komplex das zu verkaufende Unternehmen ist, kann dieser Schritt sehr mühsam sein. Glücklicherweise haben wir schon sehr viele Dokumente im Vorfeld digitalisiert und archiviert, sodass in unserem Fall der Aufwand überschaubar war.

Eine überzeugende Story haben, warum man verkaufen möchte, ein gutes Pitchdeck, die richtigen Kontakte zu den richtigen Leuten und sauber aufbereitete Due Diligence-Unterlagen – das ist alles was man im Vorfeld machen kann. Danach verlaufen die Verhandlungen und Gespräche oft dynamisch und sind daher nicht planbar.

 

Du hast die Entwicklung von sms.at sehr lange begleitet. Schmerzt nun der Abschied nach so langer Zeit?

Die Emotionen sind schwer zu beschreiben. Auf der einen Seite freut man sich natürlich über den gelungenen Verkauf, auf der anderen Seite liebt man sein Produkt und das Team und trennt sich nur entsprechend schwer davon.

 

Wie bereitet man die Mitarbeiter auf solch einen Schritt vor?

Vorbereitung ist natürlich schwierig, da ein Großteil des Verkaufsprozesses intern nicht kommuniziert werden kann, sofern noch nicht unterschrieben wurde. Daher kommt dann die Neuigkeit am Tag X für alle sehr überraschend. Um das möglichst positiv zu bewältigen und unnötige Unsicherheitsgefühle zu nehmen, kann man nur sehr proaktiv kommunizieren und bereits bei der Ankündigung des Verkaufs ein möglichst konkretes Zukunftsbild zeichnen.

 

Welche Learnings kannst du aus sms.at mitnehmen? Was würdest du heute ändern?

Da ich bisher mein ganzes Berufsleben, also knappe 10 Jahre, bei sms.at verbracht habe, wäre eine Auflistung meiner Learnings ein eigener Beitrag oder sogar ein Buch…

 

Das fände ich unglaublich spannend. Wir warten gespannt auf die Autobiografie! Aber zurück zum eigentlichen Deal. Was wird mit dem nun zur Verfügung stehenden Kapital gemacht?

Unser Langfristziel bei Up to Eleven ist bis 2020 5 erfolgreiche Unternehmen entwickelt oder verkauft zu haben. Von dieser Vision wollen wir nicht abrücken und werden uns in Zukunft noch fokussierter auf die Entwicklung unserer neuen Geschäftsfelder wie Nuki, unser elektronisches Türschloss, konzentrieren. Parallel dazu wollen wir auch 1-2 weitere Ideen in die Gänge bekommen, gerne auch als Beteiligung an einem aufstrebenden Startup über unseren Company Builder.

 

Gutes Stichwort Company Builder: Nun konzentriert ihr euch ja auf dessen Weiterentwicklung. Kannst du mir einen Ausblick geben, was im kommenden Jahr passieren wird?

Wir haben nicht vor, Wesentliches zu verändern. Noch im zweiten Halbjahr 2015 wird ein neues Produkt bei uns an den Start gehen, wo wir seit Jahresbeginn am Vorbereiten sind.  Parallel dazu halten wir unsere Augen und Ohren offen, um mit weiteren interessanten Teams und Ideen in Kontakt zu kommen und womöglich ergibt sich daraus auch ein Investment.

 

Kurzgefasst: Wie sieht die Zukunft von Up to Eleven aus?

Dynamisch, smart und erfolgreich.

 

Zum Abschluss noch eine letzte Frage. Mit Toto Wolff und René Berger stehen euch ja schon seit Jahren zwei etablierte Investoren bei euren Entscheidungen bei. Vielleicht kannst du uns Tipps geben, wie man als österreichisches Startup daran herangeht, Investoren zu gewinnen?

Wenn man nicht aus seinem privaten Netzwerk über einen entsprechenden Zugang zu Investoren verfügt, dann bleibt einem nichts anderes übrig als über den eigenen Erfolg auf sich aufmerksam zu machen. Das heißt, zuerst die Story liefern, mit der man dann Investoren für sich überzeugen kann. Die österreichische Investorenszene ist ohnehin überschaubar, sodass man rasch einen Überblick über die relevantesten Player (Speedinvest, div. Business Angels, etc…) bekommt.

Bevor man dann mit der Ansprache beginnt, sollte man sich auch im Klaren sein, dass mit dem möglichen Investor auch ein entsprechender „Strategic Fit“ da ist, sodass dieser dem Unternehmen tatsächlich weiterhelfen kann. Wenn dieser Fit da ist und auch vom Investor so gesehen wird  dann sollte es ein leichtes Spiel sein, einen Investor von der Zusammenarbeit zu überzeugen. Sofern auch der Investor den „Strategic Fit“ sieht, wird dieser ja selbst auch die Zusammenarbeit suchen. Wenn er diesen Fit nicht sieht und das Projekt auch sonst nicht interessant bzw. rentabel ist, dann sollte man sowieso zurück zum Anfang, da offensichtlich ein Problem besteht.

 

Vielen Dank für diese Tipps! Ich danke dir für das Interview!