0-Euro-Budget für Startup-Marketing: Ist das möglich?

by Werner Sammer

Ohne Knete kein Erfolg sagen manche. Startup-Marketing sei eben kein Zuckerschlecken. Doch auch wenn das Geld an allen Ecken und Enden fehlt, kannst du trotzdem geschickte und vor allem kosteneffiziente Marketing-Moves hinlegen. Es gibt eine große Auswahl an Möglichkeiten, um ohne Geld an treue Kunden und wertvolle Leads zu kommen. Mit 0-Euro-Budget zum Startup-Marketing: Wir präsentieren heute einige Tipps.

Portemonnaie

Diese Münzen kannst du dir für andere Dinge als Marketing aufsparen.

Tipp 01: Lasse dich von ersten Kunden oder Persönlichkeiten weiterempfehlen!

Damit dein Startup in die Gänge kommt, solltest du eine gewisse Kundenanzahl vorweisen können.

1) Für ein B2B-Modell brauchst du etwa 10 bis 50 erste Kunden.

2) Bei einem B2C-Modell hingegen sind es 500 bis sogar 5.000.

Natürlich ist das auch von der Branche abhängig, in der du tätig bist – die Zahlen dienen dir zur groben Orientierung.

 

Klingt gerade am Anfang viel. Wie du diese am billigsten bekommen kannst? Durch Empfehlungen. Zufriedene Kunden empfehlen ein Produkt oder ein Service in der Regel gerne weiter.

Hier eine Variante, mit der es nicht aufdringlich wirkt:

  1. Frage deine Kunden, ob sie mit deinem Produkt zufrieden sind (am besten persönlich, per Telefonat oder personalisiertem Mail).
  2. Ist der Kunde äußerst zufrieden, nutze die Situation: Kennt der Kunde jemanden, dem das Produkt weiterhelfen könnte?

Stelle dir am besten zusätzlich eine Liste an Startup-CEOs, Experten, Geschäftstreibenden (ebenso außerhalb der Startup-Szene) usw. usf. zusammen. Sprich mit ihnen über dein Produkt. Wichtig: Bitte sie um Empfehlungen (speziell bei B2B um Intros) bei potenziellen Kunden. Gerade im B2B-Geschäft helfen dir diese Kontakte immens voran.

 

Tipp 02: Schreibe eigene Blogartikel!

Blogdienst anstarten und in die Tastatur geklopft – es klingt ja recht einfach, dieses Bloggen. Nur muss man’s halt machen, denkt man sich. Anmerkung: Ein bisschen mehr steckt schon dahinter 😉

Wenn gut geschrieben, ziehen Blogartikel interessierte Leute an und verleiten (hoffentlich) einige dieser Leads dazu, dein Produkt, deine App oder was auch immer zu verwenden.

Mache dir ausreichend darüber Gedanken, was du schreiben möchtest. Schreibe über Themen, die andere Leute gerne lesen. Schaffe etwas, dass deine Leser ebenso gerne weiterteilen. Gestalte deine Texte spannend und kurzweilig – oder informativ und umfangreich. PS: Eigene Erfahrungen aus dem Startup-Leben kommen generell gut an.

Einfache Umsetzung, (fast) kostenlos, unglaublich effizient! Aber Achtung: Dein Blog ist sinnlos, wenn du nicht mit Herzblut bei der Sache bist. Halbherziges Schreiben und unregelmäßige Beiträge machen deine Mühen schnell zunichte. Blogging ist zwar oft kostenlos, der dahinter stehende Zeitaufwand und die benötigten Personalressourcen sind jedoch keinesfalls zu unterschätzen.

Mehr zu Blogging gibt’s von mir in einem späteren Blogartikel.

blog schreiben

Start blogging! Worauf wartest du noch?

 

Tipp 03: Sei kreativ! Gratis-Tools locken neue Leute an

Ein exzellenter Tipp, den Ashwin Ramesh in einem Medium-Artikel gibt: “Find a small problem worth solving in your industry and build a free tool to do that.”

Dieses Gratis-Tool muss mit deinem Startup auf den ersten Blick absolut nichts am Hut haben. Dennoch bringt das Tool zuverlässig Traffic für dein Hauptanliegen, sprich deine Startup- oder Produkt-Website. Aber wie?

Marc Köhl­brugge hat’s vorgemacht: Für sein Projekt Openmargin suchte der Startup-Gründer nach aktiven Betatestern. Als App im Prelaunch und nur einem Prototypen war es jedoch schwierig, Aufmerksamkeit und Publicity zu bekommen. Und hier kam für Marc der Technik-Blog TechCrunch ins Spiel. TC schreibt selten bis nie über Startups, die sich erst in der Beta-Phase befinden. Marc musste sich etwas einfallen lassen.

Der Clou lag in Marcs großartiger Überlegung: Er baute eine Website namens BetaList. BetaList liefert eine Übersicht über die kommenden Tech-Startup-Stars. Mit dieser (damals recht minimalistischen wirkenden) Site kontaktierte er eine TC-Journalistin. An einem Wochenende gebaut, wurde der Dienst sofort bei TechCrunch gefeatured, womit Marc rasch seine 200 Beta-Tester zusammen hatte – über indirekte Links wohlgemerkt. Ein durchschlagender Erfolg.

Dieser Clou lässt sich natürlich auf potenzielle Nutzer deines Produkts übertragen. User werden von spannenden Inhalten oder hilfreichen Tools angelockt und klicken dort auf Links zu deiner Hauptseite (vorausgesetzt, du setzt den Link und den Call-to-action perfekt).

 

Tipp 04: Nutze Facebook-Gruppen und andere Dienste

Dass Startups Social Media intelligent nutzen müssen, sollte nun wirklich klar sein. Eine ähnliche Reichweite deiner Botschaften erreichst du in kaum einem anderen Medium so günstig bis kostenlos.

Abseits der üblichen Social Media-Postings solltest du dich aktiv in die Community von sozialen Netzwerken einbinden. Facebook-Gruppen sind zB. großartige Orte, um

  1. Beta-Tester unter den besonders Interessierten zu finden
  2. unverbindliche Infos einzuholen
  3. Feedback auf Ideen durch eine fachkundige Community zu bekommen.

 

Die größten Facebook-Gruppen für Ö-Startups sind die Austrian Startup Pinwall (für Österreich) und die Graz & Styrian Startup Scene (für die Steiermark). Im Unterschied zu anderen Startup-Gruppen auf Facebook wartet hier eine Gemeinschaft, die ernsthaft daran interessiert ist, gemeinsam Probleme zu lösen. Probier’s einfach aus!

Für startup-spezifische Fragen lohnt es sich ebenso, Fragen (auf Englisch) auf Quora zu stellen.

 

Tipp 05: Sorge für ausreichend Promo – lass’ dich featuren!

Sorge dafür, dass du auf Product Hunt gefeatured wirst. Bevor du nun fragst, was zur Hölle Product Hunt bitte ist, hier die Erklärung: hier werden die gerade besonders angesagten Apps und High-Tech-Produkte präsentiert. Du reichst dein Startup ein, die Community votet danach für deine Idee und kann sie kommentieren. Für alle Neustarter bestens geeignet!

producthunt

 

Für Promo sind themenspezifische Medien und Journalisten in der Regel besser als einzelne Artikel in Tageszeitungen. Doch bevor du dich in die Recherche nach engagierten Schreiberlingen reinsteigerst:

Finde zunächst interessante Themen, über die es sich lohnt, zu reden. Arbeite einen spannenden Aspekt heraus, der deine Story erzählenswert macht. So wie es beispielsweise gerade das Grazer Startup Bike Citizens bezüglich Arbeitszeitverkürzung und 4-Tage-Woche macht.

Danach kannst du dich auf die gezielte (nicht spammen!) Suche nach Gründerstory-hungrigen Journalisten machen. Einige von ihnen arbeiten nicht nur für ein Medium, sondern bedienen als Freelancer oftmals eigene und externe Blogs. Kontaktiere sie per Mail oder Telefon, folge ihnen auf Twitter oder Facebook, teile ihren Content und schreibe passende Kommentare unter ihre Blogbeiträge.

Was du jedenfalls bei Promotion-Arbeit aufbringen musst, ist Geduld. Nicht jeder Kontaktversuch gelingt auf Anhieb. Ein einziger Artikel kann jedoch ausreichen, um eine ganze Lawine an Interview-Anfragen auszulösen.

Wenn du nicht selbst zur passenden News Coverage kommst, kannst du es auch noch faken – das aber auf eigenes Risiko 😉

 

 

Das war’s auch schon mit den Tipps zum kostenlosen Marketing.

Mit ausreichend Zeit und Arbeit als Einsatz statt Geld kannst du mit deinem Startup-Marketing viel erreichen. Startup-Gründer Vidarth Jaikrishnan zeigt in seinen Slides auf SlideShare, wie gutes Zero Budget Marketing aussehen kann.

 

Das Fazit: Ja, Startup-Marketing um 0 Euro ist möglich! Ohne Marketing-Budget kommst du vielleicht eine Weile aus – ohne Einsatz von viel Zeit, Schweiß und Ellbogenschmalz geht es aber sicherlich nicht.

 

Bilder: Rosmarie Voegtli (Own Work, Not Changed) [CC BY 2.0 via Flickr CC], Anonymous Account (Own Work, Not Changed) [CC BY 2.0 via Flickr CC]