Businessplan als Tool zur Projektplanung [Gastbeitrag]

by Julius Pankoke (SmartBusinessPlan)

Für viele Gründer ist der Businessplan ein notwendiges Übel. Lang, kompliziert und trocken sehen ihn viele nur als Mittel, um Banken von der Geschäftsidee zu überzeugen und Kredite zu erhalten. In dieser klassischen Form wird der Businessplan oft als nicht mehr zeitgemäß kritisiert. Aber mit ein paar Anpassungen kann er für neue Projekte sehr nützlich sein.

Businessplan

Kompakt, effektiv und flexibel – so gibt es ein JA für den Businessplan (© Walter Lim, Flickr)

Schlankere, neuere Methoden wie die Business Model Canvas sind dabei, dem Businessplan den Rang als wichtigste Planungsmethode für Existenzgründer abzulaufen. Doch in dem alten Schlachtross  steckt noch mehr Leben, als die meisten Gründer realisieren. Dafür muss aber das strikte Verständnis, was einen Businessplan definiert, abgelegt werden. Um zu beweisen, dass der Businessplan durchaus seinen Platz in einer modernen und effizienten Gründerkultur hat, wird dieser Artikel aufzeigen, dass man ihn für mehr als nur Kreditgewinnung einsetzen kann. Als Beispiel dient die Planung, Durchführung und Weiterentwicklung von Projekten.

 

Den Businessplan anpassen

Bevor der Businessplan effektiv in der Projektarbeit eingesetzt werden kann, muss er gestreamlined werden. Denn in der klassischen Form deckt er jeden Bereich des Gründens mit einem hohen Detailgrad ab. Diese Details sind primär für die Bank von Bedeutung. Die nächste Variante des Businessplans sollte sich allerdings zurücknehmen und nur die wichtigsten Kerninformationen des Startups enthalten. Jedes Kapitel muss hier auf den Prüfstand gestellt werden. Sind die Inhalte notwendig, um die Kernidee des Startups abzubilden? Muss ein Kapitel den Umfang haben, den es hat? Schließt man diesen Evaluierungsprozess ab und setzt die notwendigen Streichungen bzw. Kürzungen um, erhält man ein sehr viel kürzeres und knackigeres Dokument. Es spiegelt die wichtigsten Eckpfeiler des Startups wider, ohne sie im Detail beschreiben zu müssen. Dieses Dokument ist von nun an die Grundlage für alle kommenden Projekte.

 

Der Projektplan

Die zwei benötigten Zutaten sind der reduzierte Businessplan und die Zielsetzung des Projektes. Während der Planung des Projektes wird der Businessplan immer wieder herangezogen um sicherzustellen, dass das Projekt die Grundintention des Startups weiterbringt. Dieser Qualitätsstandard verhindert, dass Projekte zum Selbstzweck durchgeführt werden. In der Praxis sieht das dann so aus, dass man sich Kapitel für Kapitel vornimmt und dort einträgt, wie das Projekt diesen Teilaspekt des Startups voranbringt.

 

Durchführung und Qualitätsmanagement

Ein Projekt sollte niemals einfach durchgeführt und dann vergessen werden. Es müssen Kennzahlen geschaffen werden, anhand derer man die Wirksamkeit des Projektes messen kann. Dafür definiert man Zielkennzahlen, die das Projekt erreichen soll. Diese können Umsatz, Neukunden oder etwas ganz Anderes sein. Im Fall der Projektplanung mittels dem abgespeckten Businessplan hat man diese Ziele schon definiert. Da jedes Kapitel eine eigene Zielsetzung enthält, muss die Summe dieser nur noch messbar gemacht werden.

Jetzt kann man sich erstmal auf die Durchführung konzentrieren, in dem Wissen, dass man jederzeit auf den Businessplan zurückgreifen kann. Vor allem, wenn man droht, sich zu weit von der eigentlichen Intention zu entfernen, hilft ein festgeschriebener Plan sehr dabei, sich wieder zu fokussieren.

Nach Abschluss des Projektes ist es Zeit, die tatsächlichen Auswirkungen zu messen. In jedem Kapitel kann man unter den angestrebten Zielen die tatsächlichen Ergebnisse eintragen. Decken sich die beiden größtenteils, besteht kein Veränderungsbedarf und man kann das Projekt in Zukunft in dieser Form wiederholen. Fallen hingegen große Abweichungen auf, müssen die Gründe dafür gefunden werden. Auf der Grundlage dieser Information können dann Anpassungen für zukünftige Projekte getätigt werden.

 

Fallbeispiel: Die Expansion auf einen anderssprachigen Markt

Als Beispiel soll hier ein fiktives Startup dienen, das nach einer geglückten Investitionsrunde und ersten Erfolgen auf dem Heimatmarkt in ein anderes Land expandieren will. Einen solchen Schritt kann man nicht einfach übers Knie brechen. Doch auf welcher Grundlage soll das Projekt geplant werden? Vereinfacht war auch die Gründung des Startups eine Expansion auf einen neuen Markt, nämlich auf den Eigenen. Der dafür geschriebene Businessplan liefert also eine exzellente Basis, um Erfahrungen zu nutzen. Um sich hier nicht auszubremsen, wird der Businessplan zunächst um alle unnötigen oder gründungsspezifischen Kapitel beschnitten. Im zweiten Schritt wird jetzt neben der ursprünglichen Planung der tatsächliche Verlauf des Markteintritts eingefügt.

Zeit für ein Mini-Audit. Was lief gut? Wo gab es Probleme? Welche Fehler kann man zukünftig vermeiden? Bereinigt man den Plan jetzt um alle regionalspezifischen Faktoren und ersetzt diese durch Annahmen über die speziellen Eigenschaften des neuen Marktes, hat man einen super Ausgangspunkt. Dieses Dokument dient als roter Faden für die Expansion. Natürlich werden dabei immer neue Herausforderungen auftauchen, und selbst der durchdachteste Plan übersteht den Kontakt mit der Realität nie zu 100 Prozent. Das muss er auch nicht. Vielmehr dient er dazu, die Expansion auf Spur zu halten. Ist diese jetzt erfolgreich abgeschlossen, folgt wieder der Eintrag der tatsächlichen Ergebnisse. Für die nächste Expansion steht jetzt ein noch besser optimierter Plan zur Verfügung. Je öfter dieser Prozess durchlaufen wird, desto näher werden Soll und Ist einander kommen, bis der Ablauf so ausgereift ist, dass man daraus einen standardisierten Prozess schaffen kann.

 

 

Autorenbeschreibung

Julius Pankoke ist Content Contributor und Startup-Enthusiast. Seine Spezialgebiete sind Entrepreneurship, Business Development und Digitales Marketing. Er schreibt und liest gern gute Blogartikel. Bei SmartBusinessPlan hilft er Gründern exzellente Businesspläne zu schreiben. SmartBusinessPlan ist auch auf Facebook und Twitter zu finden.

 

Bild: Walter Lim (Own Work, Not Changed) [CC BY 2.0 via Flickr CC].