Mein Investor und ich – eine Startup Love Story?

von Werner Sammer

Die Suche nach dem perfekten Investor – sie gestaltet sich ähnlich kompliziert wie die Suche nach dem Partner fürs Leben. Der langen Suche folgt hoffentlich eine langlebige, erfolgreiche und ertragreiche gemeinsame Zukunft. Startup und Investor – was zusammengehört, das bindet sich. Wie wichtig ist die Beziehung zwischen dem Investor und dem Startup-Gründer? Wir wollen ein wenig genauer darauf eingehen.

Hand in Hand mit dem Investor – doch ist es wirklich so einfach und unkompliziert?

Wir haben schon einige Male hier im Blog darüber gesprochen, wie man sein Startup in der Frühphase finanziert, wie man Geld für die Wachstumsphase bekommt oder wie man generell Finanzierung in Österreich erhält. Dieses Mal bewegen wir uns aber eher auf der emotionalen Ebene: Wie kann die Beziehung zwischen Investor (an dieser Stelle besonders Business Angels) und Startup – auf finanzieller wie auch auf zwischenmenschlicher Ebene – aussehen?

 

Die Startup-Sicht: Rosarote Brille ablegen

Motivierte Startups nutzen viele Wege, um an Start- oder Wachstumskapital zu kommen. Irgendwann langt das Team dann an dem Punkt an, wo die eigenen finanziellen Mittel (und jene von Family, Friends & Fools) nicht mehr ausreichen. Dann braucht es einen Heilsbringer. Eine Lichtgestalt. Einen Investor. Jemand, der mit seinen umfassenden finanziellen Mitteln bereit ist, erhebliche Risiken einzugehen und das Startup-Boot vor dem frühen Kentern zu retten. Aber: Kann er oder sie das denn?

Manch ein Startup stellt sich die Beziehung zu seinem Investor vielleicht etwas zu rosig vor. Denn ein Investor muss nicht nur von deiner Idee überzeugt werden. Ein Investor sollte nicht nur genügend Geld für die zu investierende Summe haben (no na). Ein passender Investor muss auch zu deinem Projekt passen. Nicht nur auf inhaltlicher Basis (richtige Netzwerke zum Beispiel), sondern auch auf zwischenmenschlicher Basis. Und das ist mindestens genauso schwierig wie überhaupt die angepeilte Investitionssumme zu erreichen. Geld kann und darf nicht der alleinig entscheidende Faktor sein.

Investoren hüten ihr Geld nicht nur, sie investieren es in erfolgversprechende Ideen. Was diese Katze wohl zu einem schlechten Investor macht.

 

Die Investoren-Sicht: Der nüchterne Blick

Jedoch: in einer Beziehung stehen immer mindestens zwei Personen zueinander…

Der aus dem TV (2 Minuten 2 Millionen) bekannte Investor Heinrich Prokop hat es in einem Interview recht schön gesagt: „Investors are not your friends“. Das mag im ersten Moment ernüchternd sein. Vor allem, da sich Investoren, insbesondere Business Angel, in das Unternehmen einbringen können und sollen. Trotzdem muss neben dem Preis und dem Netzwerk auch die Chemie passen, da Entscheidungen langfristig getroffen werden und für die weitere Startup-Zukunft prägend sind. Der Vertragsabschluss besiegelt eine längerfristige Beziehung – und diese sollte auch gut funktionieren.

Man darf sich nicht täuschen lassen: Investoren denken nicht wie Rechenmaschinen. Investoren sind nicht (immer) berechnend. Viele Investoren entscheiden spontan, nach Bauchgefühl und bringen sich oftmals nur dort ein, wo sie selbst tatsächlich helfen können. „Als Heinrich Prokop kann ich oft spontan sein – insbesondere dann wenn das Investment eine soziale Komponente hat.“, meint der Star-Investor im obigen Interview.  Bei klassischen Investmentfonds und VCs kann es vom Erstgespräch bis zum Abschluss mehrere Wochen (oft bis zu 12 Wochen) dauern.

Wie Investoren denken, das zeigen die 23 Punkte des „Hacker’s Guide To Investors“ von Funders and Founders:

23 Punkte, die Startups über Investoren wissen sollten © fundersandfounders.com

 

Wie kann die Beziehung gut laufen?

Wie man sieht geht es also auch den Investoren nicht (immer) nur um das bare Wahre. Gerade Business Angels beraten Gründerinnen und Gründer in den ersten schwierigen Phasen mit gesammelten Know-How. Mit investiertem Risikokapital kann er oder sie einer spannenden Businessidee einen ordentlichen Schub nach vorne geben. Und schließlich bereiten die Connections des Erstinvestors den Weg für erfolgreiches Wachstum und große Folge-Investments. Doch wie sieht es auf menschlicher Ebene aus?

Was ein Investor definitiv nicht tut: dich an der Hand führen.

Dein Investor ist nicht dein Ehepartner und auch nicht dein Babysitter. Das Business muss hauptsächlich durch deine Anstrengungen in Gang kommen. Und klarerweise kann dir der Investor nur helfen, wenn für ihn oder sie Aussicht auf Erfolg besteht. Das geht nur mit Blood, Sweat and Tears und viel Startup Hustle.

Eine Investor-Startup-Beziehung verläuft auf Augenhöhe.

Apropos Startup Hustle: Steli Efti hat in einem tollen Artikel genau formuliert, was Startups im Umgang mit Investoren oft passiert. „Aus dem üblicherweise risikofreudigen und wagemutigen Unternehmer wird ein verunsicherter kleiner Teenager.“, schreibt Steli an dieser Stelle. Denn zu viele sehnen sich nach der Bestätigung von Investoren. Und gerade diese Unsicherheit und das „Unterordnen“ vertreibt Investoren. Also: nicht einschüchtern lassen!

Ein guter Investor bindet dich in sein Netzwerk ein.

Ein guter Investor bringt ein funktionales Netzwerk in die Startup-Investor-Beziehung ein. Umfassende Branchenkenntnisse und Kontakte zu den Entscheidern im Markt sind das A und O. Aufgrund seiner Erfahrungen und seiner Netzwerke kann er oder sie auch sehr gut einschätzen, wie hoch das Risiko für deine Geschäftsidee im Markt ist.

 

Dazu gibt es ein wunderbares Video der beliebten Reihe „How to Start a Startup“In „Lecture 19 – Sales and Marketing; How to Talk to Investors“ (Tyler Bosmeny; YC Partners) erfährst du, wie du richtig mit Investoren in Kontakt trittst.

 

10 Tipps zur perfekten Startup Love Story

Zum Abschluss möchte ich dir noch 10 Tipps für die perfekte Startup-Investor-Beziehung geben:

 

  • TIPP #1: Stelle dein Licht nicht unter den Scheffel!

    Du musst Investoren nicht beweisen, dass du ihrer würdig bist. Sei du selbst und beweise mit Selbstvertrauen, was du drauf hast. Alles andere ergibt sich dann daraus.

  • TIPP #2: Screene das eigene Netzwerk nach potenziellen Investoren.

    Denn jeder persönliche Kontakt ist besser als ein Cold Calling oder das unpersönliche Anschreiben per Mail. Dann kann die Recherchearbeit beginnen.

  • TIPP #3: Suche den Investor passend wie ein Puzzlestück.

    Prüfe, ob der Investor zu deinem Projekt passt. Kann er oder sie mit deiner Idee etwas anfangen? Hat der Investor Erfahrung in deinem Segment? Und passt es auch auf der persönlichen Ebene?

  • TIPP #4: Nichts geht ohne Schriftliches!

    Wie sieht das Geschäftsmodell aus? Welche finanziellen Erfordernisse erwarten dich? Wie sieht der Markt aus? Dein Investor sollte möglichst oft auf den aktuellsten Stand gebracht werden.  Stelle den Status deiner Geschäftsidee jederzeit übersichtlich dar.

    Und auch sonst müssen Spielregeln eingehalten werden: Beteiligungsverträge sind Pflicht – und die Überprüfung durch Anwälte ein Muss. Selbst in besten (Startup-Investor-)Beziehungen ist das notwendig.

  • TIPP #5: Investoren mögen Co-Investments.

    Investoren investieren ungerne alleine. Deswegen sind Deals mit mehreren Investoren gleichzeitig nicht unwahrscheinlich. Hier wirken bereits funktionierende Netzwerke, die für dein Startup Goldes wert sind!

  • TIPP #6: Kläre Bewertungen für Finanzierungen im Vorhinein mit Experten ab.

    Denn nur mit realistischen und nicht völlig überzogenen Startup-Bewertungen kannst du sicher in Investoren-Gespräche gehen.

  • TIPP #7: Sei nicht ein Hund an der Leine.

    Der passende Investor soll durchaus auch Kritik einbringen können, wenn gesetzte Ziele nicht erreicht werden oder gewisse Prozesse nicht rund laufen. Dennoch bist DU der Boss in deinem Startup. Lasse dir wichtige Entscheidungen nicht abnehmen oder dich vom Investor bevormunden. Auf solch einer Basis kann eine weitere erfolgreiche Kooperation nicht funktionieren.

  • TIPP #8: Auch den Ausstieg des Investors mitdenken.

    Investoren legen sich meist einen Zeitplan zurecht, bei dem sie sich in langer Frist für einen Rückzug aus dem Startup vorbereiten. Bis dorthin müssen einerseits die Einnahmen in Form von Cashflows passen, andererseits sollte bis dahin das Folge-Investment stehen. Eine Startup-Investor-Beziehung hält also nicht immer ein Leben lang.

  • TIPP #9: Achtung vor Investmenthaien!

    Investoren können ihr eingesetztes Kapital abziehen, wenn sie sinnvollere Anlagemöglichkeiten für ihr Geld finden. Wenn dein Startup als spekulatives Anlagevehikel verwendet wird, kann das schnell dein Startup gefährden. Also gleich zu Beginn Acht geben.

  • TIPP #10: Verlasse dich auf dein Bauchgefühl!

    Kann ein Investor für das Startup inhaltlich wenig beitragen und ist auch menschlich nicht mit sozialer Intelligenz ausgezeichnet, ist es wohl besser, sich weiter auf die Suche zu machen. Frage dich, ob du mit diesem Investor längerfristig zusammenarbeiten möchtest.

 

Es geht also nicht immer nur ums Geld. Sondern auch darum, dass es auf menschlicher Basis passt. Und gerade das ist oft die größte Challenge. Die Startup Love Story – du kreiierst sie dir selbst.