Startup Life is a Rollercoaster: Die Finanzierung in der Frühphase

von Werner Sammer

Kürzlich haben wir im Blogbeitrag zum Startup-Lebenszyklus darüber gesprochen, dass das Startup-Leben sich wie die Fahrt auf einer Hochschaubahn anfühlt. Ein erfolgreiches Startup durchlebt sechs unterschiedliche Phasen der Unternehmensentwicklung. Diese werden stark von der Finanzierungslage bestimmt. Umgekehrt hat der Lebenszyklus Einfluss darauf, welche Finanzierungsformen und Summen für das Funding angestrebt werden. Welche Finanzierung ist nun in welcher Phase vernünftig? Welche Partner stehen zur Verfügung?

Money

Die Finanzierung ist für viele Startup-GründerInnen das Zünglein an der Waage.

Die Sicherstellung der Finanzierung ist ein bedeutsamer Schritt für die weitere Entwicklung deines Self-Made-Unternehmens. Auf Basis der finanziellen Sicherheit kannst du dich dem Unternehmensaufbau, der Produktentwicklung, dem Ausbau des Mitarbeiterstammes oder der Vermarktung widmen.

Damit wir hier über das Thema Finanzierung im Startup-Lebenszyklus reden können, benötigen wir einen Orientierungsrahmen. Wir ziehen dafür am besten die Einteilung aus dem Blogeintrag zum Startup-Lebenszyklus heran und konzentrieren uns im ersten Teil auf die ersten drei Abschnitte der Frühphase:

 

Die Orientierungsphase (Pre-Seed)

1. bis 3. Monat

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Die Ermittlung des Potenzials der eigenen Idee prägt die erste Phase im Leben eines Startups. Wenn die Idee gar nicht umsetzbar ist, macht eine zeitaufwändige Erstellung eines Businessplans keinen Sinn. Doch selbst die Erstellung eines Grobkonzeptes kann aufgrund des zeitlichen Aufwandes finanzielle Einschnitte bedeuten. Vor allem für alle, die eine berufliche Neuorientierung durchlaufen und sich in einem Startup sich selbst entfalten möchten.

Also nicht nur eine Zeit-, sondern ebenso eine Geldfrage. Selbst wenn in der Orientierungs- oder Pre-Seed-Phase vergleichsweise geringe Kosten anfallen.

Das Geld für die Pre-Seed-Finanzierung kann aus verschiedensten Quellen stammen:

  • Bootstrapping
  • FFF (Family, Friends and Fools)
  • Förderstellen und Pre-Seed-Fonds
  • Crowdfunding

 

Bootstrapping

Schnürsenkel anziehen! Beim Bootstrapping (vom englischen bootstrap, was so viel wie Stiefelschlaufe bedeutet) stemmst du die Finanzierung deines Startups (vorerst) selbst. Du trägst das Unternehmensrisiko alleine und bist finanziell von anderen unabhängig. Das heißt ebenfalls: keine Kredite (die du als Startup ohnehin seltener bekommst).

Für dich bedeutet Bootstrapping: Schnell auf den Markt gehen, schnell Gewinne erzielen und die Kosten so niedrig wie möglich halten. Alle internen Prozesse laufen sehr effizient ab: nicht zu den Kernkompetenzen zählende Arbeitsschritte werden gestrichen oder ausgelagert, Open Source-Software verwendet und Marketing hauptsächlich über Social Media betrieben. Die Kosten beschränken sich also hauptsächlich auf die Personalkosten.

Je nach Höhe der Ausgaben könnte Bootstrapping ein erstes Modell zur Finanzierung deiner Gründungsidee sein. In aller Regel reicht die Selbstfinanzierung langfristig jedoch nicht aus, um den später steigenden Kapitalbedarf zu decken.

 

FFF (Family, Friends and Fools)

Kannst du das Geld für die erste Entwicklungsphase nicht selbst aufbringen, ist die Unterstützung der sogenannten „FFF“, also Familie, Freunde und begeisterte GeldgeberInnen (Fools), hilfreich. Vor allem am Anfang, wo nicht so viel Geld benötigt wird, betrachten KleingründerInnen die Triple-F als sinnvolle Option.

Als nachteilig erweist sich, dass Familienmitglieder und Freunde oftmals zu wenig oder keine Ahnung von deinem Startup haben. Sie beteiligen sich in den allermeisten Fällen an deinem Unternehmen nur deshalb, weil sie dich und nicht deine Idee unterstützen. Auch wenn es Stimmen aus der Startup-Szene gibt, die von der Finanzierung durch FFF abraten – in Betracht ziehen kannst du diese Option allemal.

 

Förderstellen und Pre-Seed-Fonds (öffentlich & privat) 

Staatliche (oder private) Förderstellen wie die Austria Wirtschaftsservice (aws) vergeben Gelder zur Überbrückung der risikoreichen ersten Phasen. Diese Förderungen in der Vorgründungsphase sind manchmal auf technologisch anspruchsvolle High-Tech-Unternehmen beschränkt (Pre-Seed-Fonds). Für Startups aus anderen Branchen werden Gelder in Form von Investitionszuschüssen bereitgestellt (Startup- und Innovations-Schecks).

Diese Förderungen bedeuten: Anträge, in denen der Businessplan genau erläutert und das Geschäftsmodell offen dargelegt wird. In der Finanzplanung solltest du aber berücksichtigen, dass im Rahmen staatlicher Förderungen mit Wartezeiten und Verzögerungen zu rechnen ist.

 

Crowdfunding

Über Crowdfunding haben wir bereits in mehreren Beiträgen zu Crowdfunding, des Do’s & Don’ts des Crowdfundings und dem perfekten Pitch-Video als Herz einer Crowdfunding-Kampagne diskutiert. Hier erfolgt die Finanzierung durch eine Crowd, also eine Menge von Internetnutzern. Die InvestorInnen können sich finanziell am Startup beteiligen und helfen bei der Umsetzung und Verbreitung der Projekte mit. Crowdfunding ist sowohl in der Frühphase als auch in späteren Refinanzierungsrunden geeignet.

Die Planungsphase (Seed)

4. bis 12. Monat

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In der Seed-Phase arbeitest du an der Entwicklung deiner Geschäftsidee. Dies inkludiert die Erstellung des Businessplans und des ersten funktionierenden Prototypen. Investment in dieser Phase sind meist das erste richtige Funding, das du erhältst. Das hohe Risiko erschwert jedoch die Suche nach geeigneten InvestorInnen – für diese ist selten absehbar, ob das Startup erfolgreich sein wird oder nicht. Zudem befindet sich das Unternehmen zumeist noch tief in den roten Zahlen.

Der Kapitalbedarf ist über alle Phasen betrachtet gering. Je nach Branche und Unternehmenstyp – für alle vorbereitenden Tätigkeiten zur Gründung und die frühe Produktentwicklung – fällt dieser aber unterschiedlich aus. Bei forschungsintensiven Technologien kann der Finanzbedarf enorm sein (50.000 bis 500.000 Euro sind eher die Regel als die Ausnahme).

In der Seed-Phase kannst du Geld von diesen (zusätzlichen) Quellen bekommen:

  • Seed-Fonds
  • Accelerator
  • Business Angels

 

Seed-Fonds (öffentlich & privat)  / Accelerator

Seed-Fonds unterstützen (High-Tech-)Startups in der Planungsphase, in der der Finanzierungsbedarf generell steigt, und sind hoch dotiert. Für Technologie-Unternehmen sind diese Fonds für die teure Prototypen-Erstellung bedeutsam. Gefördert werden ebenso: Gründungs- und Markterschließungskosten, Personalkosten, Studien- und Konzeptkosten und Patente. Um Gelder aus diesen Fonds zu erhalten, musst du dich bei öffentlichen oder privaten Förderstellen wie Speedinvest bewerben.

 

Accelerator

Accelerator-Programme sind zeitlich begrenzte Starthilfen für Startups. Hier erhältst du durch Venture Capital-Geber oder andere Beteiligungsunternehmen Unterstützung bei Infrastruktur und Know-How. Die Unterstützung mit Eigenkapital (rund 25.000 – 50.000 Euro) ist dabei eher nebensächlich. Am Ende des Programms – meist nach wenigen Monaten – steht für dein Startup ein Pitch vor Investoren an. Solch ein Accelerator in Österreich ist beispielsweise INiTS.

Business Angels

Business Angels sind Privatpersonen, die sich an Startups und anderen Unternehmen finanziell beteiligen und dafür Unternehmensanteile erwerben. Sie sind jedoch keine reinen Kapitalgeber – neben dem Finanziellen bringen sie Kontakte aus den eigenen Netzwerken ins Unternehmen ein. Die Hereinnahme eines Business Angels in der Seed-Phase (selten in der Pre-Seed-Phase) ist dann ertragreich, wenn dieser über branchenspezifisches Know-How verfügt. Woher sie dieses haben? Oftmals sind BAs ehemalige Top-ManagerInnen oder waren UnternehmerInnen und möchten nun andere auf dem Weg zum Erfolg unterstützen.

Natürlich nicht vollkommen selbstlos: Sie erwarten sich von ihren Beteiligungen in der weiteren Entwicklung einen ROI (Return on Investment) – also eine positive Rendite aus der Unternehmensbeteiligung. Ein attraktives Engagement für das Startup kann diesbezüglich viel wett machen.

Betrachtet man den teilweise hohen Kapitalbedarf und das hohe unternehmerische Risiko, sind BAs hinsichtlich ihres Finanzierungsvolumens (um die 100.000 Euro sind nicht unüblich) besonders gut für Seed-Finanzierungen geeignet. Eine gute Voraussetzung für eine wachstumsförderliche Finanzierung ist, dass der Investor die Idee und Vision des Unternehmens inhaltlich voll mitträgt.

Die Gründungsphase (Startup)

Ende 1. Jahr

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Das Unternehmen wird gegründet. Am Produkt wird weiterentwickelt, der Businessplan im Detail perfektioniert und am Aufbau der Organisation gearbeitet. Damit einhergehend sind das noch immer recht hohe Unternehmensrisiko und der stark steigende Finanzierungsbedarf.

Somit ist klar: Finanzielle Hilfen aus dem Bekanntenkreis reichen nicht mehr aus – externes Eigenkapital zur Stärkung des Unternehmens sind notwendig. Dieses „intelligente Kapital“ wird von diesen Playern des Startup-Ökosystems eingebracht:

  • Business Angels (siehe oben)
  • Förderstellen (siehe oben)
  • Banken
  • Venture Capital

 

Banken

Banken sollten in dieser Auflistung nicht vernachlässigt werden. Sie gelten als traditionelle Investoren. Eine Kreditfinanzierung erweist sich für Startups mit generell hohem unternehmerischen Risiko jedoch als schwierig. Vergeben werden Investitionskredite, Betriebsmittelkredite, seltener auch Überziehungsrahmen für das Startup-Konto.

Venture Capital

Venture Capital-Gesellschaften stellen sogenanntes Risikokapital in Form von langfristigem Eigenkapital zur Verfügung. Diese Fonds bringen sehr hohe Summen in das Unternehmen ein. Einhergehend damit ist eine langfristige Maximierung des eingesetzten Kapitals. Einen Überblick über österreichische VC-Fonds erhält man hier.

Holst du dir eine VC-Gesellschaft an die Seite, so kannst du auch mit begleitender Managementunterstützung für das Startup rechnen. VCs unterstützen das Managementteam bei der Führung des Startups. Das Personal dieser Gesellschaften stammt üblicherweise aus der einschlägigen Industrie oder aus relevanten Branchen.

Bei VC bedeutet Geld bedeutendes Mitspracherecht: In späteren Phasen nutzen VCs öfter die Möglichkeit, das Managementteam komplett auszutauschen, um das Firmenwachstum schneller voranzutreiben. Deshalb kommt Venture Capital eher in den späteren Wachstumsphasen zum Einsatz, kann aber auch in der Startup-Phase relevant sein. Zweck und Höhe der VC-Finanzierung sind jedenfalls abhängig von der Entwicklungsstufe.

Um als kapitalintensives Startup für VC-Gesellschaften überhaupt interessant zu sein, muss das Geschäftskonzept sehr gut sein. Von 100 Bewerbungen schafft es nämlich nur etwa jede 20.Idee zu einem VC-Vertrag.

 

Die späteren Phasen

Wie die Finanzierung in den weiteren Phasen des Startup-Lebenszyklus (Aufbauphase – 1st Stage, Wachstumsphase – 2nd Stage), Reifephase – 3rd oder Later Stage) aussieht, behandeln wir in Teil 2 dieses Blogbeitrags.

 

Bild: 401(K) 2012 (Own Work, No Change) [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/)], via Flickr CC]