„Wenn es um Business geht, geht’s um Business.“

von Up to Eleven

Wenn man in Österreich an Startups und Unternehmensgründung denkt, kommt einem vermutlich ziemlich schnell ein Name in den Sinn: Florian Gschwandtner. Am 24. September 2018 erschien sein Buch „So läuft Startup“. Anlass genug für den Gründer und Noch-CEO von Runtastic über die Gründe, Runtastic zu verlassen, das österreichische Startup-Ökosystem und über finanzielle Unabhängigkeit zu sprechen. Das Interview führte unser Head of Company Builder Matthias Ruhri.

Florian Gschwandtner. Bildquelle: Werner Harrer

Matthias Ruhri (MR): Vor kurzem hast du verkündet, mit Ende 2018 als CEO von Runtastic zurückzutreten. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Florian Gschwandtner (FG): Prinzipiell hat Runtastic „laufen gelernt“. Die Analogie „crawl – walk – run“ bedeutet umgelegt auf das Unternehmen Runtastic, es läuft. Mittlerweile bin ich überzeugt davon, dass es auch ohne mich erfolgreich weiterlaufen wird. Ich konnte in letzter Zeit viel mehr abgeben, delegieren und Aufgaben verteilen. In den Jahren davor hat es mir zwar sehr viel Spaß gemacht, jedoch habe ich auch irrsinnig viel Zeit investiert. Und wenn etwas gut funktioniert, dann investierst du gleich noch mehr Zeit und noch mehr und noch mehr. Das ist auch alles in Ordnung. Ich kam aber dann zu dem Punkt, dass ich diese Pause machen will und hoffe, dass sie mir gut tut.

MR: Viele deiner Erzählungen in deinem Buch drehen sich um „Learnings“, also um Erfahrungen, aus denen du gelernt hast. Welchen Fehler würdest du noch einmal begehen wollen und wo hat dir möglicherweise Mut gefehlt?
FG: Wahrscheinlich den Fehler, nochmals ein Unternehmen zu gründen. Ich hab das zwar nie als Fehler gesehen, aber viele andere tun das. Die Chancen am Papier sind relativ klein, dass man mal richtig erfolgreich ist. Aber diesen Fehler würde ich immer wieder gerne machen. Und als ich jünger war, hat mir Selbstvertrauen gefehlt. Vielleicht auch der Mut, mich viel früher selbstständig zu machen. Bestimmt hätte mir dabei euch ein Mentor geholfen, der mir mehr Richtung und Zuspruch gibt, mich auf meine Stärken zu konzentrieren.

MR: Bildung ist ein Herzensthema von dir. Welchen Rat hast du für Eltern und deren schulpflichtige Kinder bezüglich Ausbildung?
FG: Kinder können spielerisch lernen und man sollte die Umgebungsbedingungen dafür schaffen. Eltern sollten verstehen, dass Digitalisierung ein großes Thema für die Zukunft spielt und ich würde versuchen, Kindern das z.B. über Digital-Camps zu vermitteln. Dort erlernt man nicht nur den richtigen Umgang mit Smartphones, sondern erlernt auch den Background und versteht die Dinge. Das ist das eine. Das andere ist, Kinder dabei zu unterstützen worin sie gut sind. Sie müssen das, was sie tun auch wollen und mit Freude dabei sein. Das sollten Eltern auf alle Fälle berücksichtigen.

MR: Du bist seit kurzem Jurymitglied in der Fernsehshow “2 Minuten 2 Millionen”. Was ist deine Meinung zum aktuellen Status des österreichischen Startup Ökosystems?
FG: Österreich hat definitiv super Leute. Es ist in meiner Wahrnehmung das Thema Startup schon ein bisschen gehypt. Teilweise finde ich es nicht richtig, dass jemand der nichts hat sein Unternehmen mit 2 Millionen bewertet. Man muss schon aufpassen, dass es nicht zu hip wird. Mal sehen, wohin da die Reise geht.

MR: Wir betreiben hier in Graz ja einen Company Builder. Angenommen du wärst jetzt ein junger Uni-Absolvent und möchtest gründen. Würdest du einen Inkubator oder Accelerator als Starthilfe nutzen oder gäbe es für dich andere Optionen (Stichwort „Bootstrapping“)?
FG: Es gibt immer andere Optionen als Bootstrapping. Wir haben das mit Runtastic ja gezeigt. Ich glaube auch, dass Inkubatoren viel bringen können. Es kommt immer sehr darauf an, welche Idee ich verfolge, wo ich stehe, und und und. Da ist nicht A oder B richtig, sondern es kommt halt stark auf das jeweilige Business an.

MR: Schon als Kind hattest du den starken Drang, finanziell unabhängig zu sein. Hilft dir jetzt die Gewissheit, finanziell unabhängig zu sein bei Druck und Stress in Verhandlungen, mit Zielvereinbarungen oder anderen fordernden Situationen umzugehen?
FG: Nein, ich würde meinen das hilft mir nicht. Ich bin zwar jetzt finanziell unabhängig in meinem normalen Leben – das ist eine super luxuriöse Situation. Aber wenn es um Zielvereinbarungen oder Verhandlungen geht, verhandle ich genauso hart wie immer in meinem Leben. Und das hat wenig mit meinen persönlichen Lebensumständen zu tun. Wenn es um Business geht, geht’s um Business. Also definitiv nein.

MR: Du beschreibst in deinem Buch recht genau wie du im 10. Jahr als Runtastic-CEO in 2018 zu einer Art Work-Life-Balance gefunden hast. Jetzt hast du auch öffentlich dazu aufgerufen, dir Tipps für deine „Bucket List“ zu schicken. Wie viele Tasks am Tag brauchst du, um entspannt zu sein?
FG: Das ist eine gute Frage. Ich habe einen großen Respekt vor dem Jänner 2019, weil da die Runtastic-Inbox wegfällt, der Slack-Channel, die WhatsApp-Gruppe und was sonst noch alles da ist. Und dann wird es nicht viele Tasks geben. Das beunruhigt mich schon, ich habe einen guten Respekt davor. Ich werde mir sicherlich den einen oder anderen neuen Task bauen. Ich möchte aber schon versuchen und sehen was passiert, wenn kein Task da steht – Wie kann ich damit umgehen? Und mehr kann ich vermutlich erst in 6 Monaten dazu sagen.

MR: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für Deine Auszeit!

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