„Wir arbeiten künftig verstärkt mit Corporates zusammen“: Head of Company Builder Matthias Ruhri im Interview

von Werner Sammer

Wie erst am Dienstag vermeldet, ist das Grazer Startup Logoshuffle ab sofort Teil des Company Builders von Up to Eleven. Doch wie sehen die weiteren Ambitionen für die Startup-Schmiede im Süden Österreichs aus? Wir haben den Head of Company Builder Matthias Ruhri dafür zum Interview gebeten.

Matthias Ruhri Up to Eleven Company Builder

Head of Company Builder Matthias Ruhri. Bildquelle: rawpix.at – Stefan Warmuth

Matthias, Du leitest den Company Builder bei UT11. Was genau ist Deine Aufgabe und wie sieht bei Dir eine typische Arbeitswoche aus?
Das Spannende an meiner Tätigkeit ist, dass es keine typische Arbeitswoche gibt. Eine meiner Hauptaufgaben ist es, die Sichtbarkeit des Company Builders zu erhöhen. Deshalb findet man mich oft bei Startup- und Entrepreneurship-Veranstaltungen. Weiters ist das Scouting nach potenziellen Startups eine weitere Tätigkeit von mir. Unser Ziel ist es, ein bis zwei Startups pro Jahr aufzunehmen und international zum Durchbruch zu verhelfen.

Was waren Deine bisherigen Highlights in den vergangenen zwölf Monaten?
Gleich zu Beginn haben sich bei uns unabhängig voneinander zwei große Unternehmen gemeldet und uns gefragt, ob wir mit ihnen Startups ausgründen und umsetzen wollen. Das war insofern ein Highlight, als das wir uns bis dato immer nur als Startup-Company Builder positioniert haben.

Welche Ziele hast du Dir für die kommenden zwölf Monate gesetzt?
Wir schärfen unser Profil und werden im Company Builder zukünftig auch verstärkt mit Corporates zusammenarbeiten. Es wird eine Startup- und eine Corporate-Schiene geben, über die wir unsere Ressourcen und unser Know-How maßgeschneidert einsetzen können. Einem Interessenten soll sehr schnell klar werden, was wir leisten und was wir nicht leisten – unabhängig davon, ob dies ein industrieller Partner oder ein Startup ist.

Wie hast Du UT11 verändert bzw. weiterentwickelt, seit Du Head of Company Builder bist? Wo ist Deine persönliche Handschrift bisher am besten abzulesen?
Vieles hat sich alleine schon deshalb verändert, weil diese Position im Unternehmen erst neu geschaffen wurde. Ich habe mich in den vergangenen Monaten besonders auf die UT11-Beteiligung an Logoshuffle konzentriert, die wir zuletzt verkünden durften. Zudem versuche ich die tollen Leistungen, die Up to Eleven als Partner bietet, stärker in den Fokus zu stellen. Das ist sowohl eine interne als auch eine externe Aufgabe. Die Sichtbarkeit unserer Qualitäten zu erhöhen sehe ich als eine zentrale Herausforderung an.

Wie hat sich die Startup-Szene in der Steiermark in letzter Zeit weiterentwickelt?
Seit mittlerweile drei Jahren erstellen wir gemeinsam mit dem Zentrum für Entrepreneurship und dem IdeenTriebwerk Graz den Grazer Startup Barometer, der als Stimmungsbild der Grazer Szene gesehen wird. Dort befragen wir Gründer, Berater und Gründungsinteressierte. Die Stimmung steigt und das nicht zuletzt wegen der tollen Angeboten am Standort. Es hat sich eine kleine, aber feine Szene entwickelt, die sich monatlich beim Startup Spritzer trifft. Im Vergleich zu anderen Standorten reden hier die handelnden Akteure miteinander und stehen sich nicht selbst im Weg. Persönliche Befindlichkeiten werden hinten angestellt und das ist gut so!

Wenn Du an den Standort Steiermark denkst: Welche spezifischen Vorteile ortest Du hier für Startups?
Die kleine, lokale Szene ist gut miteinander vernetzt. Das ermöglicht einen schnellen Austausch. Die Lebensqualität ist enorm hoch und die Steiermark bietet mit fünf Universitäten, zwei Pädagogischen Hochschulen und zwei Fachhochschulen an vier Standorten enorme brain power. Ich weiß auch, dass noch sehr viele Synergien zwischen Corporates und Startups unentdeckt sind. Auch auf den Hochschulen ist noch einiges an Potenzial. Der steirische Weg geht generell in die richtige Richtung.

Welches Startup hat Dich in den letzten 12 Monaten besonders überrascht oder beeindruckt?
Es gibt mittlerweile viele sehr gute Startups in Graz. Neben Logoshuffle habe ich mich sehr über die Erfolge von Timeular gefreut, da ich hier im Zuge der Gründungsgarage und der Venturepreneurship Aula schon in einer sehr frühen Phase unterstützen konnte. Auch Studo, eine Organisations-App für Studierende, oder die Doro Turbine sowie die HADIapp haben sich 2016 ganz toll entwickelt.

Aus welcher negativen Erfahrung hast Du am meisten gelernt?
Mein Vater war über 20 Jahre lang Gastwirt und durfte wegen einer schweren Erkrankung plötzlich nicht mehr arbeiten. Sein Lokal war eine Institution im Ort und hat wegen ihm so gut funktioniert. Es gab kein Exit-Szenario für diesen Fall und keinen Nachfolger. Wir mussten das Lokal schließen. Ich konnte viel lernen und rate jedem zur vorsorglichen Planung.

Was ist Dein persönlicher Rat für Gründer?
Ich bin davon überzeugt, dass sich Startup-Gründer nicht mit einem Startup zufrieden geben. Vielleicht geht gleich das erste Unternehmen durch die Decke. Vielleicht auch nicht. Entscheidend ist es, an sich selbst zu glauben und seine Fähigkeiten richtig einzuschätzen. Nirgendwo wird die Lernkurve so hoch sein, wie in einem Startup. Sucht euch die richtigen Mitstreiter und geht eins über das Limit. Wir nennen das Up to Eleven 😉

Wer soll Dich kontaktieren, nachdem er dieses Interview gelesen hat?
Jeder, der möchte. Ich bin ein kommunikativer Mensch und lerne gerne neue Leute kennen. Der Startup Spritzer ist zum Beispiel eine gute Gelegenheit dazu. Anfragen für den Company Builder sollten sich mit dem Anforderungsprofil decken: zumindest eine digitale Komponente, international skalierbar und bereits ein funktionierendes Geschäftsmodell.

 

Danke für Deine Einblicke und Antworten!